Alpenbrevet 2010 im Visier

Eine Herausforderung namens Alpenbrevet

Im Jahr 2008 hat Michael Schild, Geschäftsführer von eSprint GmbH, die Organisation des Alpenbrevet übernommen. Welche Erfahrungen hat er gemacht? Wie will er diesen Traditionsanlass weiterentwickeln? Und warum gibt es keine MTB-Strecken mehr? Ein Interview. Im 2010 werden Sie zum dritten Mal das Alpenbrevet organisieren. Herrscht bereits Vorfreude? Michael Schild: „Auf jeden Fall! Die letztjährige Austragung war trotz miserablen Wetters gut gelaufen, und wir haben ausschliesslich positive Rückmeldungen seitens der Teilnehmenden und Helfenden erhalten. Dies motiviert das Organisationsteam natürlich äusserst stark.“ Welche organisatorischen Haupt-Knackpunkte gilt es bei der Organisation eines solchen Anlasses zu lösen? Michael Schild: “Nun, es gibt verschiedene Handlungsebenen. Einerseits sind da die lokalen Probleme. Beispielsweise müssen unsere Aktivitäten auf dem Schulgelände für den Aufbau von Start und Ziel koordiniert werden mit den Anforderungen für einen reibungslosen Schulbetrieb. Herausforderungen ergeben sich aber vor allem auch durch die grossen geografischen Distanzen am Alpenbrevet. Beispielsweise habe ich persönlich keine direkte Kontrolle und keinen Einfluss auf einen Verpflegungsposten in Biasca oder einen Wegweiser am Gotthardpass. Hier sind wir auf selbständige und motivierte Helfer und Helferinnen angewiesen, welche auch kurzfristige Entscheide eigenständig übernehmen können.“ Und wie sieht es mit der Problematik des Strassenverkehrs aus? Michael Schild: „Tatsächlich ist es schwierig, das Alpenbrevet in der heutigen Form in einer Koexistenz mit dem Strassenverkehr platzieren zu können. Sorgen macht uns vor allem die stark befahrene Strecke durch die Schöllenenschlucht zwischen Andermatt und Wassen. Eine alternative Ausweichroute gibt es hier nicht und es kumuliert sich der Ferienreiseverkehr mit den 1500 Radfahrer und Radfahrerinnen. Wenn dann, wie während dem letztjährigen Verkehrsstau, die Fahrradfahrer eine stehende Autokolonne rechts überholen und andere gleichzeitig links über die Sicherheitslinie ausscheren, fördern wir das Verständnis bei der Polizei nicht. Solches durch uns kaum beeinflussbares Fehlverhalten der Teilnehmenden schadet der ganzen Veranstaltung. Hier sind wir in der präventiven Kommunikation stark gefordert.“ Welche Hauptlehre können Sie nach der Organisation des 1. und 2. Alpenbrevet unter Ihrer Führung ziehen? Michael Schild: „Vieles ist so gelaufen, wie wir es erwartet haben. Selbstverständlich gibt es noch viel Potential für die Veranstaltung. Wenn wir uns mit einer perfekt organisierten und vor allem autofreien Veranstaltung wie beispielsweise unserem Partner in Hamburg vergleichen, haben wir noch einen äusserst langen Weg vor uns. Bei einer realistischen Einschätzung des aufgrund der Strassengesetzgebung Machbaren, sind wir aber auf dem guten Weg. Was verlief im 2009 aus Ihrer Sicht überaus positiv? Michael Schild: Nach der im Sommer 2008 haben wir uns vor allem im Angebot und der Organisation der Verpflegung für die Teilnehmenden deutlich steigern wollen. Dies ist uns wirklich auch gelungen und wir wurden förmlich von positiven Rückmeldungen überschwemmt. So etwas spornt natürlich an!“ Womit waren Sie im vergangenen Jahr nicht zufrieden? Michael Schild: „Es gibt noch viele Dinge, welche wir anders, besser oder vielfältiger machen können. Enttäuschend war aber vor allem das Wetter. Im Mittelland geht der 8. August 2009 als heftiger Regentag in die Meteo-Geschichte ein. Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen, da die grössten Regenwolken erst am Nachmittag den Weg zu den Alpen fanden. Bei solch schlechten Aussichten bei den Wetterprognosen nehmen aber viele Teilnehmenden den Weg an den Start gar nicht erst auf sich. Statt rund 300 Nachmeldungen vor Ort verzeichneten wir nur gerade 40! Dies hat auch finanzielle Auswirkungen, da ja Startnummern, Zeitmesstransponder und Verpflegung bereits gekauft sind für die potentiellen Nachmelder.“ Eine Hauptveränderung betrifft die Mountain-Biker und -Bikerinnen. Auf der Alpenbrevet-Homepage steht, dass man sich im Jahr 2010 auf die Organisation des Strassen-Radabenteuers konzentrieren werde. Warum? Michael Schild: „Zwei Punkte sind ausschlaggebend: Einerseits findet einen Tag nach dem Alpenbrevet in Meiringen die Eiger Bike Challenge in Grindelwald statt. Die beiden Tourismusorte sind nur durch die Grosse Scheidegg getrennt. Nebenbei bemerkt: es ist ein herrlicher, nicht allzu schwieriger Pass für Radfans. Es wäre dreist gegenüber unseren Freunden in Grindelwald unser MTB-Alpenbrevet nur einen Tag vor deren traditionellen Veranstaltung zu platzieren. Ein zweiter wichtiger Grund sind die leider äusserst komplizierten und unflexiblen Bewilligungsverfahren in der Schweiz. Wir hätten eigentlich tolle Streckenführungen mit alpinem Charakter, welche sich aber aus diversen Gründen nicht realisieren lassen. Naturschutz, Pflanzenschutz, Wildschutz sowie die Interessen der Wandernden und der Alpwirtschaft kumulieren sich am Hasliberg auf eine solch unannehmbare Weise, dass eine MTB-gerechte Streckenführung kaum möglich ist.“ Gibt es noch andere wichtige Veränderungen in Bezug auf das bevorstehende 3. Alpenbrevet zu erwähnen? Michael Schild: „Wir möchten all jenen weiter entgegen kommen, welche sich so kurzfristig wie möglich anmelden möchten. Daher lancieren wir eine ganz neue Meldemöglichkeit. Entgegen der hohen Nachmeldegebühr von 45% auf das ordentliche Startgeld, kann bis vier Tage vor der Veranstaltung die für 25 Franken gekauft werden. Als Teilnehmer erhalte ich eine bereits ausgefüllte Meldekarte und kann mich noch am Veranstaltungsmorgen zur Teilnahme entscheiden. Bei der Startnummernausgabe gebe ich einfach meine Nachmeldekarte ab und bezahle das normale Startgeld von 100 Franken. Meines Wissens ist diese Art der günstigen Nachmeldeoption einzigartig und bisher einmalig. Wir sind äusserst gespannt, wie diese Meldemöglichkeit von den Radfahrer und Radfahrerinnen aufgenommen wird und welche positiven und negativen Erfahrungen wir machen werden.“ Und wie sieht es mit der Strassensperrung aus? Bleibt der Massenstart mit der Strassensperrung bis Innertkirchen? Michael Schild: „Den Status Quo werden wir auf jeden Fall halten wollen. Mit dem Massenstart erreichen wir gleich viele positive Effekte auf einmal. Einerseits macht es verkehrstechnisch wirklich Sinn, die Strasse für einen Massenstart zu sperren. 1500 Radfahrer gegen die paar Dutzend Autos am Morgen sind auf jeden Fall in der Übermacht. Andererseits schaffen wir auch für die Helfenden, die Streckensicherung und die Polizei Klarheit über eine genau definierte Spitze und den entsprechenden Schluss des Feldes. Wie wir von den Teilnehmenden wissen, ist der Massenstart äusserst beliebt. So fühlt man sich wie an einer grossen Radrundfahrt. Und für die Schnellsten ganz vorne kommt so etwas wie eine Stimmung an der Tour de France auf. Zu guter Letzt profitieren wir auch von tollen Foto-Impressionen der Veranstaltung.“ Ein Ausbau beziehungsweise eine Verlängerung der Strassensperrung bleibt aber eine Utopie. Michael Schild: „Wie so oft wird es eine Frage von Aufwand und Nutzen sein. Wenn wir es einmal schaffen werden, deutlich mehr Radfahrende am Start zu haben als Autos und Motorräder die Pässe benutzen, würde sich die Stimmungslage sicherlich verändern. Wir werden weiterhin kontinuierlich versuchen, die Streckensperrungen auszubauen. Es wird wohl aber nie möglich sein, alle wichtigen Alpenquerungen vollständig gesperrt zu bekommen für einen ganzen Tag. Daher streben wir ein konstruktives von Radfahrenden, Autofahrenden und Motorradfahrer und -fahrerinnen an. Wenn alle sich gegenseitig respektieren und aufeinander Rücksicht nehmen, wird es für alle wesentlich angenehmer.“ Das Heikle an solchen Outdoor-Anlässen ist bekanntlich der Wetterfaktor. Entscheiden die Sonne und der Regen über den finanziellen Erfolg oder Misserfolg des Alpenbrevet? Michael Schild: „Eine Breitensportveranstaltung wie das Alpenbrevet ist äusserst aufwändig. Finanziellen Erfolg werden wir erst bei Teilnehmerzahlen fern von heute haben! Würden wir alle Arbeitsstunden in der Vorbereitung marktgerecht rechnen, würde das Alpenbrevet rund 100 000 Franken mehr kosten und sich das Startgeld somit fast verdoppeln. Wir organisieren die Veranstaltung zwar über unsere GmbH, wirtschaftlich ist ein Alpenbrevet jedoch nicht. Im Jahr 2009 gab es ein Defizit von 8000 Franken. Und dies trotz ehrenamtlicher Tätigkeit und grossem Engagement der Helfenden. Diese erhalten nur Fahrspesen, Essen und Übernachtung bezahlt. Dafür winkt dann für das engere OK jeweils im Herbst ein leckeres Abendessen als Dankeschön. Ein finanzielles Risiko lässt sich natürlich bei schönen Wetter und entsprechenden Nachmeldungen leicht ausgleichen. Um das Defizit von 8000 Franken zu finanzieren hätten wir nur 80 Nachmeldungen mehr benötigt. Ab der 81. Nachmeldung hätten wir dann auch die Helfenden und uns selbst minim entschädigen können.“ Zum Schluss dürfen Sie die Werbetrommel rühren. Nennen Sie ein paar Gründe, warum ein passionierter Radfahrer oder eine passionierte Radfahrerin am Alpenbrevet teilnehmen soll? Michael Schild: „Mit drei bis fünf Alpenpässen wie dem berühmten Sankt Gotthard bietet das Alpenbrevet unbestritten die schönsten Strecken im Alpenraum. Das Alpenbrevet ist eine jener heroischen Veranstaltungen, nach welchen sich die Teilnehmenden zu Recht als Sieger fühlen dürfen! Durch die freie Streckenwahl können sich die Teilnehmenden noch während der Fahrt entscheiden, welche Herausforderung sie fahren möchten. Die Strassen sind zwar nicht überall gesperrt, dafür sind die Touren aber gut signalisiert, elf Verpflegungsposten warten unterwegs, zwei Reparatur-Teams helfen beim Ersetzen von Schlauch oder Kette und selbstverständlich ist auch ein Sanitätsdienst mit drei Ambulanzfahrzeugen unterwegs. Durch die offene Jedermanntour-Organisation sprechen wir sowohl Wettkampffahrer und -fahrerinnen als auch gut trainierte Hobbysportler- und sportlerinnen an. Am besten lesen Sie die vielen Berichte und Blogs von Teilnehmenden. Die entsprechenden Links finden sich auf unserer Webseite www.alpenbrevet.ch .“ Und wann findet das Alpenbrevet 2010 statt? Am Samstag, 14. August 2010. Weitere Informationen: www.alpenbrevet.ch info@alpenbrevet.ch eSprint GmbH Alpenbrevet Postfach 6055 3001 Bern +41 31 535 66 27 Beim Alpenbrevet beisst man auf Granit. Beim Reden vergisst man die Höhenmeter. (Fotos: go)

Info

Datum19.4.2010
QuelleKettenrad.ch / Graziano Orsi
Direkthttp://www.kettenrad.ch/index.php?t=news&tt=archiv-_-suche&blogID=526

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