Bruno Risi spricht ausführlich über seine Karriere und das bevorstehende Ende seiner Laufbahn

Interview von Heier Lämmler

Am 15. Dezember startet Rennfahrer Bruno Risi zum letzten Mal bei einem Rennen in der Schweiz. Das Zürcher 6-Tagerennen soll zum Höhepunkt seiner Karriere werden. Seine Konkurrenten sind gewarnt. «Meine Gegner hören die Kühe schon kommen!» Herzliche Gratulation zum Sieg bei den 6-Days von München. Ein Punktesieg, drei Teams am Schluss in der Nullrunde, das muss ein ganz hartes Stück Arbeit gewesen sein? Bruno Risi: «Das war es. Wir hatten sogar gegen drei Teams zu kämpfen. Und zum Schluss gegen Rasmussen. Der Däne ist momentan einer der stärksten Sprinter auf der Bahn. Er hat in dieser Woche in München mit 9,98 Sekunden sogar den Rundenrekord unterboten. » Die Jungen Wilden wollen den Risi zum Abschluss der Karriere noch ordentlich plagen... Bruno Risi: «Eigentlich habe ich es schon lieber umgekehrt. Und ich versuche zu agieren und nicht zu reagieren. Aber es ist schon so: Die Jungen drängen nach. Und das freut mich auch, dass der Bahnradsport einen sehr guten Nachwuchs hat und starke Typen nachkommen.» Sie stecken nun also mitten in Ihrer letzten Saison als Radprofi. Ist es wirklich Ihr Ernst aufzuhören? Bruno Risi: «Ja. Den Entschluss habe ich bereits vor drei Jahren gefasst. Ich habe mir damals vorgenommen: Ein Jahr noch an die olympische Saison anhängen und dann im Frühjahr 2010 zurücktreten.» Und es ist bei diesem Entschluss auch kein bischen Showbiz dabei? So nach dem Motto, jetzt mache ich mal den ersten Rücktritt vor dem nächsten Comeback? Damit die Sixdays-Veranstalter möglichst mehr Zuschauer erhalten? Bruno Risi: «Nein, definitiv nicht. Meinen Beruf kann man nicht bis 65 ausüben. Ich bin jetzt 41, bin noch in guter Form und kann noch einmal richtig Gas geben. Einfach mitgondeln, das war noch nie mein Ding. Ich spüre es aber, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist.» Wie sind Sie in die Saison eingestiegen? Haben Sie mehr trainiert als in den Jahren zuvor? Bruno Risi: « Etwas spezieller, ich habe auch etwas besser trainiert. Vom Zeitaufwand her ging ja kaum noch mehr. Ich bin gut vorbereitet gestartet. Und mein Partner Franco Marvulli ist top motiviert, wie man sieht. Er wird die ganze Saison mit mir fahren, wenn nicht irgendein Veranstalter eine andere Paarung wünscht.» Welche Ziele haben Sie sich für diese letzte Saison gesetzt? Bruno Risi: «Sie soll sportlich hochstehend werden. Wie gesagt, ich will nicht bloss mitfahren, geniessen oder mich feiern lassen, sondern ich hoffe, dass ich bis zum letzten Rennen mit den Besten fighten und um Siege fahren kann.» Hat es im schönen Zuhause bei den Risi’s in Bürglen UR überhaupt noch Platz für neue Pokale? Bruno Risi: «Ja. Ich habe einen passionierten Sammler zuhause, meinen ältesten Sohn Corsin. Sein Zimmer sieht mittlerweile aus wie ein Trophäenzimmer. Und dort hat’s noch Platz für ein paar Mitbringsel.» Welche Trophäen machen dem Sohn am meisten Freude? Bruno Risi: «Die grossen.» Und welche dem Papa? Bruno Risi: «Die Silbermedaille von der Olympiade in Athen, welche ich 2004 mit Franco Marvulli gewann, bedeutet mir sehr viel. Sie ist nicht in seinem Zimmer, sondern mit einer WM-Medaille in der Stube ausgestellt.» Befällt Sie eigentlich schon etwas Sentimentalität, wenn Sie an den 15. Dezember und damit an den letzten Start in der Schweiz beim Zürcher 6-Tagerennen denken? Bruno Risi: «Sentimentalität nicht, eher Freude, Dankbarkeit und Nervosität. Das Rennfieber ist wieder da. Ich freue mich auf das Hallenstadion, mit dem mich so viele schöne Erlebnisse verbinden. Ich bin sicher, das wird ein ganz spezielles Rennen werden – nicht nur für mich, für alle!» Wenn Sie ans Zürcher 6-Tagerennen denken, welches Highlight kommt Ihnen spontan in den Sinn? Bruno Risi: «Der erste Sieg mit Kurt Betschart, das war ein sehr spezieller Moment. Wir kamen als junge Rennfahrer und wir hätten die Szene so richtig aufgemischt, so schrieben es die Journalisten. Und dann schon bei unserem zweiten Start vor heimischem Publikum wurden wir Sieger. Damit erfüllte sich ein Bubentraum. Unser Betreuer Geni Wipfli hatte uns schon zu Schulzeiten diese einmalige Ambiance im Hallenstadion gezeigt. Und plötzlich standen wir also selber da oben auf dem Podest, schauten in dieses gewaltige Oval und hörten die begeisterte Menge. Wahnsinn!» Und danach wurde ordentlich gefeiert, wie es sich für Innerschweizer gehört... Bruno Risi: «Das liegt den Innerschweizern und speziell uns Urnern im Blut. Und nun hoffe ich natürlich, dass sich der Kreis schliesst und wir nochmals feiern können. Ich will alles dafür tun, habe mit Franco Marvulli einen sehr starken Partner und das Publikum wohl auch auf unserer Seite. Wenn wir in diesem Jahr nochmals siegen, dann kann sich Zürich auf die Nacht der Nächte freuen.» Hoffentlich kommen auch alle Ihre Fans mit sämtlichen Glocken, Treicheln und Fahnen, die es in der Zentralschweiz gibt... Bruno Risi: «Das wäre ein schönes Abschiedsgeschenk. Ich habe gehört, dass einige Vorbereitungen am Laufen sind und sogar Carreisen nach Zürich organisiert werden. Diese Unterstützung brauchen wir aber auch. Ich freue mich unheimlich darauf...» ...wenn es richtig laut wird? Wenn die Risi-Fans mit den Treicheln im Anmarsch sind, dann sei der Bruno auf der Rennbahn nicht mehr zu halten, sagen die Konkurrenten. Ist da was Wahres dran? Bruno Risi: «Das meinen jedenfalls meine Gegner. Sie würden die Kühe schon jetzt hören, haben einige bereits in München wieder gemeint. Mir soll’s recht sein. Es ist sicher so, wenn eigene Leute dabei sind, ist man noch eine Portion motivierter als sonst.» Zürich ist noch nicht das letzte Rennen Ihrer Karriere. Wo werden Sie zum letzten Mal den Renngöppel satteln? Bruno Risi: «Entweder im Februar in Kopenhagen oder sonst im belgischen Hasselt. Das wird sich jetzt noch herausstellen.» Wenn Sie an das erste Rennen Ihrer Karriere denken, welche Gedanken tauchen zuerst auf? Bruno Risi: «Es war in Gent. Es war genial. Das erste 6-Tagerennen als Profi. Das Debut gaben Kurt Betschart und ich aber bereits davor beim 3-Tagerennen von Wien. Danach waren wir mit einem kleinen Auto von Wien nach Gent unterwegs. Es kam uns wie eine Weltreise vor. Und dort starteten wir in dieser völlig neuen Welt der 6-Tagerennen. Diese Ambiance dort ist unvergessen. Und wir machten einen Fehler nach dem andern. Haben beispielsweise nicht auf die Ernährung geachtet, viel zu spät gegessen und wurden dann im Rennen entsprechend überrollt. Aber wir haben uns auffangen können und noch auf dem 6. Rang abgeschlossen.» Wie hat sich der Bahnradsport seither verändert? Bruno Risi: «Extrem stark zu Gunsten des Sports. Die meisten Hallen sind heute neu, schöner und komfortabler und mit guten Belüftungssystemen ausgerüstet. In vielen darf man nicht mehr rauchen. Früher hat einem wegen dem Rauch manchmal die Lunge gebrannt und nicht wegen der Leistung. Dann hat sich auch materialmässig sehr viel getan. Heute fahren praktisch alle auf Karbonrädern und Karbonrahmen. Der Bahnrennsport ist eine eigene Sportart geworden. Für einen Strassenrennfahrer ist es heute kaum mehr möglich, nach einer Sommersaison noch ein paar Sixdays anzuhängen.» Letzte Frage: Wie geht’s im Frühjahr weiter? Wie sieht das neue Leben von Bruno Risi aus? Bruno Risi: «Es sind drei Optionen offen, die ich prüfen und erst dann darüber reden will. Ich muss nichts überstürzen. Nach dem letzten Rennen werde ich zuerst einmal ganz meiner Familie gehören. Und ich freue mich sehr auf diese Zeit.»

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Datum27.11.2009
QuelleKettenrad.ch/xy
Direkthttp://www.kettenrad.ch/index.php?t=news&tt=archiv-_-suche&blogID=394

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